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Freiheit, schönes Zahnputzfunkeln

  • Autorenbild: Fiona
    Fiona
  • 1. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Mai

Der süße Geschmack moralischer Überlegenheit… Ich habe mich zur transatlantischen Askese entschlossen. Aus Gründen. Und versuche, weniger Produkte aus den USA zu kaufen. Mein Rubikon: die Zahnpasta.


Colgate – zuverlässig, mentholig, immer ein bisschen mit dem Gefühl von Filmküssen und einer Note Werbeversprechen – musste gehen. Stattdessen steht jetzt Lacalut in meinem Badezimmerregal.


Klingt wie der Name eines keltischen Druiden. Kommt auch so daher. Wo Schaum sein sollte, entsteht beim Putzen ein dentaler Nebel, als hätte sich die Zahnpasta spontan doch noch umentschieden.


Für mich schmeckt Lacalut nach Moral. Nicht die Art wohliger Moral, wenn ich ein Papiertaschentuch zweimal verwende. Nein, Lacalut kündet von Entschlossenheit. Zu lang gezogener Kräutertee für die Zähne: klinisch, ernsthaft, jeder Bürstenstrich ein kleiner Ablasshandel mit mir selbst. Ganz ohne Bonbon-Flair. Dafür mit zahnmedizinischer Gravitas.


Lacalut fordert einen heraus. Aber an Herausforderungen wächst man bekanntlich und in diesem Fall mein Zahnfleisch gleich mit.


Der nächste Prüfstein für mich: Coke Light.


Hier wird es ernst. Ich habe in den letzten Jahrzehnten eine gewisse Abhängigkeit entwickelt, seit es mit vier im Montenegro-Urlaub kein anderes alkoholfreies Getränk am Strand gab. Den bitter-süßen Wimpernschlag des American Dream gegen ein europäisches Produkt einzutauschen, fühlt sich wie die Entscheidung an, für einen Monat auf Zucker zu verzichten: in der Theorie super, in der Praxis jenseits meiner Belastungsgrenze.


Alternativen? Almdudler – Bergwiese im Glas. Oder Bionade. Der Durstraum, der ein Sabbatical macht, damit der Sprudel nicht zu hektisch wird.


Weiter zu den Süßigkeiten. Da breitet sich ein Bällebad aus europäischen Kompromissen vor mir aus. Vertraut, beliebt und irgendwie klebrig zwischen den Fingern. Mittendrin ich auf der Suche nach dem verlorenen Geschmack.


Anstelle von Twix könnte ich zu Hanuta greifen – eine knusprige Mahnung, dass ich eh mehr Wasser trinken sollte. Statt Snickers ginge Corny. Wobei es in meiner Erinnerung zuverlässig geregnet hat, wenn ich den beim Wandertag im Rucksack hatte.


Ben & Jerry’s ließe sich durch Mövenpick austauschen – genauso cremig, kombiniert mit der unterschwelligen Energie eines Sonntagabends, an dem zeitig das Bett ruft. Skittles werden von mir ersatzlos gestrichen. Ist wahrscheinlich besser so.


Womit wir wieder beim Zähneputzen wären. Bei Lacalut und dem lakonischen Nachgeschmack von Idealen, die sich mehr oder weniger tapfer durch den Alltag schleppen.


Mein Gewissen flüstert mir zu: Du tust das Richtige. Der Badezimmerspiegel sagt: Du siehst mittlerweile unamüsierter aus als Melania.


Fiona Pröll

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