Den Shutdown solle man als Gelegenheit nutzen, sich auf sich selbst zu besinnen, heißt es. Vor den damit einhergehenden Risiken warnt einen jedoch niemand.
Nachdem man nun schon mit dem Partner und den lieben Kleinen daheim festsitzt, hat man sich jetzt also auch noch selbst als weiteren Mitbewohner an der Backe. Glückwunsch.
Sich auf sich selbst besinnen: Der eine oder andere wird vielleicht erschrecken, wer ihm da begegnet. Dass man sich die Verwandtschaft nicht aussuchen kann – okay. Aber künftig sollen sich auch noch Zwillingsbruder „Ich“, Familienpatriarch „Über-Ich“ und das schwarze Schaf der Mischpoke „Es“ einquartieren? Hätte es nicht gelangt, sich zu den üblichen Familienfesten zu sehen?
Was, wenn man sich selbst überhaupt nichts zu sagen hat? Das kann nur ähnlich unangenehm werden, wie an Tag 2 des gebuchten vierzehntägigen Pärchen-Urlaubs in einem Ferienhaus in der skandinavischen Einöde festzustellen, dass man außerhalb des Alltags so überhaupt keine gemeinsamen Gesprächsthemen findet.
Sich selber mal richtig kennenlernen: Wäre es nicht stattdessen wie in jeder guten Beziehung ratsam, den Schleier des Geheimnisvollen nie ganz zu lüften? Es ist doch schön, sich nach all den Jahren immer noch selbst überraschen zu können. Der Zauber soll jetzt verfliegen? Wo läge denn da der Sinn?
Oder übler noch: Die Selbstfindung verläuft ergebnislos. Klopf, klopf; ich würde mir gerne selbst begegnen. Huhu? Keiner zuhause?
Prima, wer einen anschweigt, wird mit Zurückschweigen bestraft.
Fiona Pröll
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